Der Madeirawein war lange, zusammen mit dem Portwein, von großer wirtschaftlicher Bedeutung. So galt er jahrhundertelang als beliebtester Wein im gesamten Britischen Weltreich, und der Kongress stieß nach der Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten am 4. Juli 1776 mit Madeirawein auf die Unabhängigkeit der USA an, wo der Wein noch lange äußerst beliebt war.
Zwischenzeitlich war der Absatz des Madeiraweins jahrelang rückläufig. Wurden 1979 noch 5.060.575 Liter verkauft, waren es im Jahr 2000 4.017.646 Liter und 2014 gar nur noch 3.372.160 Liter. Mittlerweile nimmt der Verkauf seit einiger Zeit wieder etwas zu.
Der Madeirawein entstand angeblich zufällig. Nachdem der Gärprozess ähnlich wie beim Portwein der besseren Haltbarkeit wegen mit 96 Vol.-%. reinem Alkohol abgebrochen wurde, berichteten Seeleute, dass der Wein nach dem Transport durch die Tropen den Geschmack zum Positiven änderte. Dieser Transport wurde fortan gezielt durchgeführt. Ausgewählte Weine in relativ kleinen Fässern machten die Torna viagem, die Schiffsreise in die portugiesischen Überseeprovinzen durch, wodurch der Reifungsprozess, die sogenannte Madeirisierung besonders unterstützt wurde. Die Schiffsreise wurde später (bis heute) durch drei- bis fünfmonatige Lagerung bei 45 °C bis 75 °C ersetzt (zum Beispiel direkt unter Wellblechdächern oder künstlich erzeugt).
Madeira ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung (DOP) für den Likörwein von der zu Portugal zählenden Insel Madeira. Es handelt sich hierbei um einen aufgespriteten, d. h. mit Branntwein angereicherten Wein. Der Alkoholgehalt liegt je nach Sorte zwischen 17 und 22 Vol.-%. Madeira ist ein teiloxidierter Wein. Andere, unerwünscht oxidierte Weine werden deshalb häufig als „madeirisiert“ bezeichnet.
Früher galten nach den Regeln des Instituto Do Vinho Da Madeira (Weininstitut von Madeira) folgende vier Rebsorten als „edel“, die gleichzeitig jede für einen bestimmten Stil (und Süßegrad) stehen und deshalb den höchsten Bekanntheitsgrad aufweisen: Sercial, Verdelho, Boal (in acht Varianten) und Malvasia.
Inzwischen ist nach den neuen Regeln des IVBAM aber eine Unterscheidung in „zugelassene“ und „empfohlene“ Rebsorten gebräuchlich.
Die zugelassenen Rebsorten sind dabei:
Caracol | Weiß |
Carão-de-Moça | Weiß |
Complexa | Rot |
Deliciosa | Rot |
Listrão | Rosé |
Malvasia Branca de S. Jorge | Weiß |
Moscatel Graúdo | Weiß |
Rio-Grande | Weiß |
Triunfo | Rot |
Valveirinho | Weiß |
Die empfohlenen Rebsorten sind:
Bastardo | Rot |
Folgasão (Terrantez) | Weiß |
Boal (Bagudo, Barreiro, Boal de Alicante, Bonifácio, Carrasquenho, Cachudo, Espinho, Ratinho) | Weiß |
Malvasia-Cândida | Weiß |
Malvasia-Cândida Roxa | Rosé |
Malvasia-Fina | Weiß |
Sercial | Weiß |
Tinta | Rot |
Tinta Negra | Rot |
Verdelho | Weiß |
Verdelho-Tinto | Rot |
Sercial ist die englische Bezeichnung für das portugiesische Cerceal. Nach dem Ausbruch der Reblausplage wurde Sercial lange Zeit nicht mehr angebaut, aber langsam steigt die Zahl der Reben wieder. Die spätreifende, weiße Rebe erzeugt die besten Weine in etwas höheren Lagen. Jung ist der Wein aufgrund seiner Säure kaum trinkbar, er benötigt deshalb eine lange Reifezeit (20 Jahre +). Einfacher Sercial wird gerne als Mixgetränk getrunken, zum Beispiel mit ⅓ Campari. Den besseren Sercial trinkt man aber pur, zum Beispiel als Aperitif oder auch nach dem Champagner. Typische Aromen sind: (jung) Orange, Limone, flüchtige Säure, (älter) Nuss, Terpentinnoten, alter Riesling.
Verdelho ist ebenfalls eine weiße, verhältnismäßig schwierig zu kultivierende Rebe. Der Madeira liegt geschmacklich ungefähr zwischen Sercial und Bual. Er wird seit den 1980er Jahren wieder verstärkt angepflanzt. Verdelho ist die Hauptrebsorte des in den USA sehr populären „Rainwater Madeira“ der der Legende nach entstanden ist, als eine Ladung Fässer an einem Strand in Georgia bei starkem Regen verdünnt wurden. Entsprechend leicht ist diese Variante des Madeira. Der Geschmack des Verdelho ist runder als der des Sercial. Die Aromen tendieren mehr in Richtung Trockenfrüchte, Honig, Kaffee und Schokolade.
Bual ist die englische Bezeichnung des portugiesischen Begriffs Boal, der Madeira-Weine eines halbsüßen Stils beschreibt. Er fasst eine Reihe verschiedener weißer Rebsorten zusammen, die teilweise auch als Tafeltraube beliebt sind, wie zum Beispiel Boal Cachudo, Boal Bagudo, Boal Bonifácio (auch bekannt als Vital oder Malvasia Corada), Boal Barreiro, Boal Carrasquenho, Boal de Alicante, Boal Espinho und Boal Ratinho. Bual ist sehr aromatisch. Die besten Weine haben eine herrliche Balance zwischen Süße und Säure. Die Aromen werden mit zunehmendem Alter immer dunkler und vielfältiger: Limone, Karamell, Kaffee, Orangenschale, Aprikose, Trockenfrüchte.
Malmsey ist der englische Ausdruck für die portugiesische Malvasia, eine weiße Rebsorte, die sehr süße und vermutlich die berühmtesten Madeiras hervorbringt. Sie stammt ursprünglich aus Griechenland und ist eine wegen ihrer Süße beliebte Tafeltraube. Schnellreifend, aber lange am Stock haltbar, wird sie in den niedrigsten Lagen der Insel angebaut. Der Wein ist im Alter eine Spur heller als Bual. Aromen: Toffee, Vanille, Marmelade, bis hin zu Hustensaft.
Tinta Negra Mole ist eine als weniger edel eingestufte, aber empfohlene rote Rebe. Auch bekannt als „die schwarze Samtige“, aus der mehr als die Hälfte des Weines von Madeira erzeugt wird. Weine aus dieser vielseitigen Rebsorte werden unter folgenden Geschmacksbezeichnungen in Anlehnung an die klassischen Stile der „Edlen“ vermarktet:
Die Tinta kann bis zu einem gewissen Grad die Geschmacksrichtung der edleren Sorte imitieren.
Letztere Rebsorte ist verantwortlich für den Qualitäts- und Imageverlust des Madeira im 19. und 20. Jahrhundert, der fortan häufig nur noch als einfacher Kochwein bekannt war. Dennoch ist die Tinta keine per se „schlechte“ Sorte. Sie kann durchaus annehmbare Qualitäten erzeugen.
Selten zu finden, aber ebenfalls zugelassen, sind die Rebsorten Terrantez und Bastardo. Beide erreichen höchste Qualitäten.
Terrantez wird trocken, halbtrocken und süß ausgebaut. Weiße, traditionelle Sorte. Heute sehr selten – auf der ganzen Insel werden vielleicht gerade mal 500 Liter erzeugt. Die Madeira Wine Company erzeugt heute einen eher süßen Wein aus der Terrantez, andere Hersteller machen einen sehr trocknen Wein, in seiner Art wie ein üppiger Sercial, allerdings ohne das typische Limonenaroma. Typischstes Merkmal des Terrantez ist sein bitterer Abgang, und aschige, verbrannte Kaffeenoten.
Bastardo ist eine rote Sorte. Identisch mit der französischen Trousseau. Auch Bestandteil des Portweins. Wird heute vermutlich nicht mehr auf Madeira angebaut. Brachte in der Vergangenheit einige große Weine hervor (zum Beispiel 1927).
Außerdem wird in geringen Mengen Moscatel angebaut.
Es gibt im Wesentlichen zwei Herstellungsarten:
Die Herstellung des Weines von der Kultivierung im Weinberg, über die Lese, die Gärung, die Reifung im Fass oder der Estufa, bis hin zur Abfüllung untersteht der Kontrolle des IVBAM, des Instituto do Vinho, do Bordade e do Artesanato da Madeira. Dieses Institut ging aus der Junta Nacional do Vinho hervor, dem sogenannten Weinrat, der 1979 in Instituto do Vinho da Madeira (IVM) umbenannt wurde. Während das IVM nur für den Wein zuständig war, und für Stickerei und Korbflechten jeweils eigene Kontrollgremien existierten, beaufsichtigt das IVBAM heute alle drei Produktionszweige.
Es gibt Fälschungen, welche vorwiegend aus Spanien stammen. Auffällig an ihnen sind häufig die spanisch klingenden Herstellernamen.
Madeira ist vermutlich der einzige Wein, der stehend gelagert werden sollte. Der minimale Gasaustausch tut dem Wein gut und erhält den oxidierten Geschmack. Trotzdem sollte er unbewegt in einem dunklen und kühlen Ambiente mit eher hoher Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Eine Neuverkorkung ist nach spätestens 40 Jahren ratsam.
Weitere bekannte oxidative Weine sind: Gletscherwein, Portwein, Sherry und Vin Jaune.